Holunder – Beeren mit uralter Kraft

Wenn im Frühsommer zarte, weißliche Dolden in der Sonne leuchten und einen süßlichen Duft verströmen, dann ist der Holunder nicht weit. Der „Baum des Lebens“, wie er im Volksglauben oft genannt wird, begleitet die Menschen seit Jahrhunderten – als Schutzpflanze, Nahrungsspender und Heilmittel. Der Schwarze Holunder (Sambucus nigra) gehört zur Familie der Moschuskrautgewächse und ist in weiten Teilen Europas, Asiens und Nordamerikas heimisch. In Hecken, an Waldrändern oder in Hausgärten ist er ein vertrauter Anblick – und ein leiser Helfer für Mensch, Tier und Natur. In diesem Beitrag erfahren Sie mehr über diese Beere. Viel Freude beim Entdecken.
Inhalt
Typische Merkmale des Holunders
Blätter
Die Blätter des Holunders sind unpaarig gefiedert und bestehen in der Regel aus fünf bis sieben spitzen Einzelblättchen mit gesägtem Rand. Ihre dunkelgrüne Farbe fällt ebenso ins Auge wie der charakteristische, leicht herbe Geruch, der – so heißt es im Volksmund – sogar Mücken und andere Insekten fernhalten soll.
Blüten
Zwischen Mai und Juli schmückt sich der Holunder mit unzähligen cremeweißen Blütendolden. Die tellerförmigen Blütenstände verströmen einen unverwechselbaren, süßlichen Duft und sind eine beliebte Zutat in der Küche. Ob als Holunderblütensirup, in Teig ausgebacken oder zu Gelee verarbeitet – die kulinarischen Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig und erfreuen sich nach wie vor großer Beliebtheit.
Beeren
Im Spätsommer bis hinein in den Herbst entwickeln sich aus den Blüten kleine, kugelige Beeren, die sich schwarz und glänzend präsentieren. Roh sind sie aufgrund ihres Gehalts an Sambunigrin ungenießbar und können zu Magenbeschwerden führen – gekocht hingegen entfalten sie ihre wohltuende Wirkung und liefern die Basis für Säfte, Marmeladen, Mus oder Liköre.
Wuchsform
Der Schwarze Holunder wächst bevorzugt als mehrstämmiger Strauch oder kleiner Baum und erreicht Höhen von bis zu sieben Metern. Seine Rinde ist grau, leicht korkartig und mit warzigen Erhebungen versehen – ein weiteres Erkennungsmerkmal dieses besonderen Gehölzes.
Der Holunder im Ökosystem
Bestäuberfreundlich und ökologisch wertvoll
Die duftenden Blüten des Holunders sind für viele Insektenarten eine wichtige Nahrungsquelle. Sie locken Bienen, Hummeln, Schwebfliegen und Käfer an – allesamt bedeutende Bestäuber im Naturkreislauf. Aufgrund ihrer offenen Struktur ermöglichen die Blüten den Insekten einen einfachen Zugang zu Nektar und Pollen.
Lebensraumgeber
Holundersträucher bieten mit ihrem dichten Geäst Unterschlupf, Nistmöglichkeiten und Schutz. Zahlreiche Vogelarten bauen in den dichten Zweigen ihre Nester, Kleinsäuger wie Mäuse und Igel nutzen das Gestrüpp als Rückzugsort, und Insekten finden in der Rinde und unter dem Laub einen geschützten Lebensraum.
Bodenschutz und Standorttreue
Holunder bevorzugt nährstoffreiche, feuchte Böden und wächst besonders gut an sonnigen bis halbschattigen Standorten. Sein ausgedehntes Wurzelwerk trägt zur Stabilisierung von Böden bei – ein nicht zu unterschätzender Vorteil, gerade in erosionsgefährdeten Gebieten. Zudem gilt er als echter Pionier unter den Pflanzen: Selbst an gestörten oder verwilderten Standorten findet er rasch Halt und breitet sich mit Leichtigkeit aus.
Bedeutung für Tiere
Insektenvielfalt fördern
Für zahlreiche bestäubende Insekten sind die Blüten des Holunders eine willkommene Energiequelle. Sie liefern im späten Frühjahr reichlich Nektar und unterstützen so die Entwicklung der Völker von Wild- und Honigbienen. Auch Käferarten wie der Rosenkäfer oder der Schmalbock fühlen sich vom Holunder magisch angezogen – sei es als Nahrungslieferant oder Schutzraum.
Vogelnahrung und Samenverbreitung
Reife Holunderbeeren zählen zu den Lieblingsspeisen vieler Vogelarten. Amseln, Drosseln, Stare und andere genießen die nahrhaften Früchte nicht nur, sie übernehmen dabei auch eine wichtige Rolle im Verbreitungsprozess: Die in den Beeren enthaltenen Samen werden über den Vogelkot weit verbreitet – ein natürlicher Beitrag zur Verjüngung des Bestandes.
Rückzugsort für Säugetiere
Auch kleinere Säugetiere profitieren vom Holunder. Mäuse und Igel finden unter dem Strauch Schutz vor Fressfeinden, und Rehe knabbern gelegentlich an den jungen Trieben – ein Verhalten, das Gartenbesitzerinnen und Gartenbesitzer nicht immer erfreut, aber zur natürlichen Nutzung des Lebensraums gehört.

Nutzen für den Menschen
Kulinarische Verwendung
Die Blüten des Holunders sind eine wahre Delikatesse: Frisch gepflückt und in Bierteig ausgebacken, entfalten sie ein feines Aroma, das an Sommer erinnert. Auch als Sirup oder Gelee erfreuen sich Holunderblüten großer Beliebtheit. In Tees wirken sie zudem wohltuend und entspannend.
Die Beeren – stets gekocht – lassen sich zu Saft, Marmelade, Mus oder Likör verarbeiten. In früheren Zeiten wurden sie auch zum Färben von Textilien genutzt, da sie einen intensiven, violett-schwarzen Farbstoff enthalten.
Wichtiger Hinweis: Rohe Holunderbeeren sind ungeeignet für den Verzehr, da sie giftige Inhaltsstoffe enthalten. Erst durch Erhitzen wird der gesundheitsschädliche Stoff Sambunigrin unschädlich gemacht.
Heilpflanze mit Tradition
Schon unsere Vorfahrinnen und Vorfahren wussten um die Heilkraft des Holunders. Die Blüten wirken schweißtreibend und fiebersenkend – sie finden daher bei Erkältungen, grippalen Infekten und fieberhaften Erkrankungen Anwendung. Die Beeren wiederum gelten als immunstärkend und antiviral. In der modernen Phytotherapie sind Holunderextrakte fester Bestandteil vieler pflanzlicher Präparate – sei es als Saft, Tablette oder Tropfen.
Ein selbstgemachter Holundersaft kann insbesondere in der kalten Jahreszeit ein echter Segen für das Immunsystem sein. Regelmäßig getrunken, kann er dazu beitragen, die körpereigenen Abwehrkräfte zu stärken und Infekten vorzubeugen.
Volksglaube und Mythologie
In vielen Kulturen wurde der Holunder mit dem Göttlichen in Verbindung gebracht. Besonders im mitteleuropäischen Raum galt er als heiliger Baum, in dem Schutzgeister wohnten. Man glaubte, dass es Unglück bringe, einen Holunderbaum zu fällen – und so wurde er häufig in der Nähe von Häusern gepflanzt, um das Heim und seine Bewohnerinnen und Bewohner vor bösen Einflüssen zu bewahren.
Bis heute ranken sich zahlreiche Mythen um den Holunder. Er steht sinnbildlich für Weisheit, Schutz, Erneuerung und Fruchtbarkeit. Wer ihn im eigenen Garten wachsen lässt, holt sich also nicht nur eine vielseitige Pflanze ins Haus, sondern auch ein Stück gelebte Naturtradition.
Praktische Tipps für Gartenfreunde
Erntezeit und Verarbeitung
- Blüten: Diese sollten in der Vollblüte, also zwischen Mai und Juni, an einem trockenen, sonnigen Tag geerntet werden. Nur voll erblühte, saubere Dolden verwenden – am besten gleich am Morgen.
- Beeren: Die Ernte der Beeren erfolgt ab August bis in den Oktober. Die Dolden sollten vollständig ausgereift sein und rasch verarbeitet werden, da sie schnell verderben.
Standortwahl
Der Holunder ist äußerst anpassungsfähig. Er bevorzugt nährstoffreiche, leicht feuchte Böden und fühlt sich an sonnigen bis halbschattigen Standorten wohl. In Gärten eignet er sich hervorragend als natürlicher Sichtschutz, als Teil einer Wildhecke oder als freistehender Solitärstrauch.
Pflegehinweise
Holunder ist pflegeleicht, schnittverträglich und wenig krankheitsanfällig. Ein gezielter Rückschnitt im späten Winter oder zeitigen Frühjahr fördert die Blühfreude und sorgt für eine reichhaltige Beerenernte im Folgejahr. Alte, vergreiste Triebe sollten entfernt werden, um Platz für neue, vitale Zweige zu schaffen.
Ein weiterer Pluspunkt: Holunder ist winterhart und benötigt keinen zusätzlichen Frostschutz.
Fazit
Der Schwarze Holunder ist ein wahres Multitalent der Natur. Er begeistert nicht nur durch seine wunderschöne Blüte und die nährstoffreichen Früchte, sondern leistet auch einen bedeutenden Beitrag zum ökologischen Gleichgewicht. Als Lebensraum und Nahrungsquelle für zahlreiche Tierarten, als Heilkraut, als kulinarischer Schatz und als Symbol pflanzlicher Weisheit hat er seinen festen Platz im Herzen vieler Menschen gefunden.
Wer dem Holunder in seinem Garten Raum gibt – sei es durch bewusstes Pflanzen oder geduldiges Dulden –, schafft nicht nur einen Ort voller Leben, sondern auch eine Verbindung zu einer uralten, heilsamen Pflanzenkraft. Und vielleicht spürt man, wenn man an einem warmen Frühsommertag unter einem blühenden Holunderstrauch steht, ein klein wenig von der Magie, die diese Pflanze seit Jahrhunderten umgibt.
Schöner Artikel, er bietet einen gelungenen Einstieg in das Thema Holunder
Noch zu erwähnen:
Holunderbeeren sind reich an Vitamin C, B-Vitaminen, Kalium und Eisen und besitzen antioxidative sowie entzündungshemmende Eigenschaften.
Sicherheitshinweise: Es wird zwar darauf hingewiesen, dass rohe Holunderbeeren ungenießbar sind, jedoch könnten genauere Informationen über die enthaltenen Giftstoffe wie Sambunigrin und deren Wirkung hilfreich sein. Rohe Beeren können zu Übelkeit und Erbrechen führen und sollten daher vor dem Verzehr erhitzt werden .
Wir lieben holunder Beersuppe, in kalt und den warmer Form mit kleinen Grieß Klößchen, die es unsere Oma uns schon gereicht hat. Es ist immer schön, wenn alte Rezepte auch mal wieder Einzug nehmen.
Die Natur weiß immer, was richtig für uns ist. Die Pflanze wächst sehr schnell und duftet auch herrlich.
Wir machen auch gerne Säfte, die dann in kleinster Menge auch unsere Hunde bekommen. Ein großartiger Gesundheits Cocktail. Ein wirklich schöner Beitrag. Unsere Natur bietet uns so viel, was wir in unseren täglichen kulinarischen Gedanken mit einbinden sollten.
Vielen Dank für diesen wunderbaren Beitrag.
Kirsten Habenicht