Hundemalaria – Gefahr erkennen und handeln

Hunde sind für viele von uns nicht einfach Haustiere – sie sind Familienmitglieder, Weggefährten, Zuhörer und ein fester Bestandteil unseres Alltags. Umso wichtiger ist es, dass wir uns als verantwortungsbewusste Hundehalterinnen und Hundehalter mit den Gefahren auseinandersetzen, die unsere treuen Begleiterinnen und Begleiter bedrohen können.
Eine dieser Gefahren ist die sogenannte Hundemalaria, im Fachjargon auch als Babesiose bezeichnet. Besonders in der wärmeren Jahreszeit, wenn Zecken aktiv sind und Urlaubsreisen geplant werden, steigt das Risiko einer Infektion. Auch der Klimawandel trägt zur Verbreitung dieser Krankheit bei – in Deutschland und vielen anderen Teilen Mitteleuropas.
In diesem Beitrag möchten wir Sie umfassend über Babesiose informieren: Was ist das genau? Wie erkennt man die Krankheit? Und vor allem – wie können Sie Ihren Hund schützen?
Inhalt
Was ist Hundemalaria – oder Babesiose?
Babesiose ist eine durch einzellige Blutparasiten der Gattung Babesia verursachte Erkrankung. Die Parasiten befallen die roten Blutkörperchen im Körper des Hundes und zerstören diese – mit teils gravierenden gesundheitlichen Folgen.
Der Begriff „Hundemalaria“ stammt daher, dass die Symptome der Babesiose an die menschliche Malaria erinnern. Beide Krankheiten gehen mit Fieber, Schwäche und Blutveränderungen einher. Der entscheidende Unterschied: Während menschliche Malaria durch Mücken übertragen wird, erfolgt die Übertragung bei Hunden durch Zecken.
Ursprünglich trat Babesiose vor allem in südlichen Ländern wie Spanien, Italien und Teilen Osteuropas auf. Doch mittlerweile ist sie auch in Deutschland keine Seltenheit mehr. Eine zentrale Rolle spielt dabei die Ausbreitung der Auwaldzecke – ein Zeckenart, die sich durch milde Winter und längere Sommer immer weiter nach Norden ausbreitet.
Wie wird Babesiose übertragen?
Die häufigste Übertragungsart erfolgt über Zecken, insbesondere die Auwaldzecke. Wenn sich eine infizierte Zecke auf dem Hund festsetzt und Blut saugt, gelangen die Babesia-Parasiten in dessen Blutkreislauf.
Seltener kann eine Übertragung auch durch:
- eine infizierte Mutterhündin auf ihre Welpen (während der Trächtigkeit oder Geburt),
- oder durch eine Bluttransfusion von einem infizierten Hund erfolgen.
Einmal im Körper angekommen, befallen die Parasiten gezielt die roten Blutkörperchen und beginnen, sich dort zu vermehren – was die Blutzellen nach und nach zerstört. Ohne rechtzeitige Behandlung kann dies für betroffene Hunde lebensbedrohlich werden.
Welche Symptome zeigt ein erkrankter Hund?
Die Symptome der Babesiose sind vielfältig und oft unspezifisch – was die Diagnose erschwert. Zudem kann der Verlauf sehr unterschiedlich sein: Manche Hunde zeigen sehr schnell schwere Symptome, andere tragen die Infektion lange unbemerkt in sich.
Frühe Anzeichen können sein:
- Fieber
- Appetitlosigkeit
- Müdigkeit, Abgeschlagenheit
- verminderte Aktivität
Im fortgeschrittenen Stadium können hinzukommen:
- Dunkler, „kaffeesatzfarbener“ Urin
- Gelbliche Schleimhäute (Hinweis auf Leber- oder Gallenprobleme)
- Blutarmut (Anämie)
- Gewichtsverlust
Unbehandelt kann die Krankheit akut oder chronisch verlaufen und im schlimmsten Fall tödlich enden. Deshalb ist eine schnelle tierärztliche Untersuchung bei Verdacht unerlässlich.
Wie wird Babesiose diagnostiziert?
Wenn Sie bei Ihrem Hund Symptome feststellen oder wissen, dass er Kontakt zu Zecken hatte – besonders nach Reisen – sollten Sie umgehend eine Tierärztin oder einen Tierarzt aufsuchen.
Die Diagnose erfolgt in mehreren Schritten:
- Klinische Untersuchung Ihres Hundes und Befragung zu Reisen, Zeckenvorfällen und Symptomen.
- Blutuntersuchung, um typische Veränderungen wie Anämie oder erhöhtes Bilirubin festzustellen.
- Mikroskopischer Nachweis der Babesia-Parasiten im Blutausstrich.
- PCR-Test, um Babesia-DNA nachzuweisen – sehr zuverlässig, vor allem bei unklaren Fällen.
Wichtig ist auch die Abgrenzung von anderen zeckenübertragenen Krankheiten wie Ehrlichiose oder Leptospirose, die ähnliche Symptome hervorrufen können.
Wie wird Babesiose behandelt?
Die Behandlung sollte so früh wie möglich erfolgen. Je früher Sie handeln, desto größer sind die Heilungschancen für Ihren Hund.
Zum Einsatz kommen in der Regel speziell wirksame Antiparasitika, zum Beispiel:
- Imidocarb, das gegen bestimmte Babesia-Arten sehr effektiv ist.
- Atovaquon kombiniert mit Azithromycin, bei anderen Formen der Infektion.
Zusätzlich werden häufig unterstützende Maßnahmen ergriffen:
- Infusionen zur Stabilisierung des Kreislaufs und zur Entgiftung
- Gegebenenfalls eine Bluttransfusion bei schwerer Anämie
- Schonung, Wärme und liebevolle Pflege durch Sie als Bezugsperson
Die Prognose ist gut, wenn die Behandlung früh beginnt. Bei später Diagnose oder schweren Verläufen kann es jedoch kritisch werden.

Wie können Sie vorbeugen?
Folgende Maßnahmen können Ihnen beim Vorbeugen gegen Zecken helfen:
- Spot-on-Präparate: Diese Tropfen werden auf die Haut aufgetragen und bieten mehrere Wochen Schutz.
- Zeckenhalsbänder, die repellierend und abtötend wirken.
- Orale Tabletten, die systemisch im Körper wirken und Zecken zuverlässig abtöten.
Ergänzend wichtig:
- Kontrollieren Sie Ihren Hund täglich nach Spaziergängen – besonders an Ohren, Bauch, Hals und Pfoten.
- Entfernen Sie Zecken schnell und vollständig mit einer Zeckenzange oder -karte.
- Sprechen Sie vor Reisen in südliche oder östliche Länder mit Ihrer Tierärztin oder Ihrem Tierarzt über mögliche zusätzliche Schutzmaßnahmen.
Hinweis zur Impfung: Aktuell gibt es in Deutschland keine zugelassene Impfung gegen Babesiose. In einigen Ländern wird ein Impfstoff angeboten, der jedoch nur begrenzten Schutz bietet und nicht gegen alle Babesia-Arten wirksam ist.
Babesiose und der Klimawandel
Vielleicht haben Sie es schon bemerkt: Zecken sind heute deutlich länger aktiv als früher – teils bis in den späten Herbst hinein. Grund dafür ist der Klimawandel, der milde Winter und feuchtere Sommer mit sich bringt.
Damit steigen auch die Risiken für Krankheiten wie Babesiose – nicht mehr nur im Süden, sondern direkt vor unserer Haustür.
Als Hundehalterin oder Hundehalter in Deutschland sollten Sie diese Entwicklung ernst nehmen und den Zeckenschutz als ganzjähriges Thema begreifen – nicht nur während des Urlaubs.
Was tun bei Verdacht auf Babesiose?
Wenn Sie vermuten, dass Ihr Hund an Babesiose erkrankt sein könnte, gilt:
- Keine Zeit verlieren: Suchen Sie sofort tierärztliche Hilfe.
- Keine Selbstmedikation: Die eingesetzten Wirkstoffe sind verschreibungspflichtig und müssen individuell dosiert werden.
- Informieren Sie Ihre Tierärztin oder Ihren Tierarzt über mögliche Zeckenkontakte oder Urlaubsreisen, auch wenn diese schon einige Wochen zurückliegen.
Je schneller gehandelt wird, desto besser sind die Chancen für eine vollständige Heilung.
Fazit
Babesiose ist eine ernstzunehmende, aber behandelbare Krankheit. Dank moderner Diagnoseverfahren und effektiver Medikamente haben viele Hunde heute sehr gute Heilungschancen – vorausgesetzt, sie erhalten frühzeitig die richtige Behandlung.
Der wichtigste Beitrag, den Sie leisten können, ist Aufmerksamkeit und Vorbeugung:
- Regelmäßiger Zeckenschutz
- Gründliche Kontrolle nach jedem Spaziergang
- Frühzeitiges Handeln bei Symptomen
Sie als Hundehalterin oder Hundehalter tragen eine große Verantwortung – und können durch Ihr Handeln aktiv dazu beitragen, die Gesundheit Ihres vierbeinigen Lieblings zu schützen.
Bleiben Sie informiert. Bleiben Sie wachsam. Und bleiben Sie Ihrem Hund ein verlässlicher Schutzengel.
Hallo,
ich habe eine Frage: Bei unserer Hündin aus dem Tierschutz wurde Babesiose nach einem Bluttest festgestellt, aber es hieß dass es nicht akut ist, sondern sie es früher mal hatte und dass man deswegen aktuell nichts machen müsse. Muss man trotzdem auf etwas achten? Kann es nochmal ausbrechen? Kann sie es übertragen?
Hallo Frau Schneider,
wie schön, dass Ihre Hündin bei Ihnen ein Zuhause gefunden hat.
Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir zu individuellen gesundheitlichen Fragen keine Einschätzung geben können. Ihre Tierärztin oder Ihr Tierarzt kennt den Gesundheitszustand Ihrer Hündin am besten und kann Sie hierzu am zuverlässigsten beraten.
Alles Gute für Sie beide!
Ihre Reico Redaktion
Hallo Kristina, wenn der Hund infiziert ist, ist er infiziert! Und ja es kann wieder ausbrechen. Da ich selber zwei Hunde mit Babesien hatte spreche ich da leider aus Erfahrung. Man kann aber das Blut auch in ein spezielles Labor schicken, das macht man selbst da hat man zumindest gleich auch die Co Geschichten mit abgeklärt und kann sich besser vorbereiten falls mal was ist.
Leider werden MMK sehr unterschätzt bei den Ärzten und das Krankheitsbild ist bei allen MMKs sehr vielfältig.
LG Michaela